Bienenkrankheit Varroose

Die Bienenkrankheit Varroose (frühere Bezeichnung Varroatose) wird durch die Milbe Varroa destructor verursacht.

Die Varroose führt ohne Gegenmaßnahme letztendlich zum Tod eines Bienenvolkes. Diese ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammende Milbe ist in Deutschland mittlerweile flächendeckend verbreitet. Ihre Invasion startete vor mehreren Jahrzehnten.

Ausbreitungsverlauf:

  • 1904: Entdeckung in Indonesien
  • 1959: Nachweis in China
  • 1961: Nachweis in Indien
  • 1972: Nachweis in Südamerika
  • 1977: Nachweis in Deutschland
  • 1987: Nachweis in den USA und Kanada
  • 2000: Nachweis in Neuseeland
  • 2007: Nachweis in Hawaii
  • 2016: Nachweis in Australien

Sie ist somit der weltweit häufigste Honigbienenparasit.

Der Wissenschaft ist bisher kein durchdringender Erfolg bei der Bekämpfung gelungen. Dies gestaltet sich offenbar schwierig. Bis dato sind nur wenige Behandlungsmittel, überwiegend auf der Basis organischer Säuren (Ameisen-, Oxal- und Milchsäure), gefunden worden.

Die Milbe Varroa destructor ist ein äußerst erfolgreicher Parasit, der sich in Bienenvölkern offensichtlich sehr wohl fühlt und sich im Jahresverlauf heftig vermehren kann. Die bisher zugelassenen Behandlungsmittel bewirken lediglich eine starke Reduzierung, jedoch keine Ausrottung. Im Bereich des asiatischen Herkunftortes der Milbe herrscht ein Gleichgewicht zwischen den Bienen und der Milbe. Die Milbe schafft es dort nicht, sich übermäßig zu vermehren, da die Bienen im Laufe der Evolution die Fähigkeit entwickelten, den Milbenbefall einzudämmen. Dies ist den außerasiatischen Bienen verwehrt. Sie haben aufgrund der rasanten Verbreitung der Milbe infolge globalen Handelsverkehrs keine Abwehrstrategie entwickeln können.

Bekämpfungsstrategie

Aufgrund der effektiven Vermehrung der Milbe Varroa destructor und dadurch bedingter immenser Gefährdung von Honigbienen, ist in Deutschland eine Bekämpfung der Milbe gesetzlich vorgeschrieben (§ 15 Bienenseuchen-Verordnung). Zu der Art der Bekämpfung und die hierfür zugelassenen Tierarzneimittel siehe nachfolgende Links. 

 

Hinweis auf Dokumentationspflicht nach Verabreichung von Tierarzneimitteln (Bestandsbuch)

Seit Anfang 2022 sind neue Vorschriften für Tierarzneimittel, hier

  • die Verordnung (EU) 2019/6 über Tierarzneimittel und
  • das Tierarzneimittelgesetz (TAMG)

in Kraft getreten. Hieraus ergeben sich auch für Bienenhalter gesetzliche Verpflichtungen.

Bestandsbuchpflicht nach dem neuen Tierarzneimittelrecht

 

Das neue Tierarzneimittelrecht schreibt seit 28.01.2022 die verpflichtende Dokumentation aller (!) verabreichten Tierarzneimittel vor. Deshalb müssen nun sämtliche Tierarzneimittel-Anwendungen vom Bienenhalter detailliert  dokumentiert werden.
Die Nachweispflicht gilt für alle angewendeten Tierarzneimittel bzw. Varroazide in der Imkerei. Das ist ganz unabhängig davon, ob es sich um verschreibungs-, apothekenpflichtige oder freiverkäufliche für Bienen zugelassene Tierarzneimittel handelt. Diese Dokumentation (Bestandsbuch) muss zudem für fünf Jahre zur Kontrolle durch die zuständigen Behörden zur Verfügung stehen, die dies entsprechend kontrollieren.

Weitere Informationen siehe Infobrief des Instituts für Bienenkunde Celle vom 02.02.2022. Die gesetzlich vorgeschriebenen Daten können dem beigefügten Muster eines Bestandsbuches entnommen werden. Der Deutsche Imkerbund hat ebenfalls ein Muster des neuen Bestandbuches veröffentlicht.

 

Züchterische Maßnahmen

Seit geraumer Zeit wird versucht, Bienenvölker zu züchten, die in der Lage sind, analog ihrer asiatischen Verwandten, die Milben selbstständig zu reduzieren. Es zeichnen sich mittlerweile vielversprechende Zuchterfolge ab. Diesem Erfolg bei der Zucht solcher (teil-)resistenter Bienenvölker steht allerdings die Tatsache gegenüber, dass eine flächendeckende Vermehrung wegen der Unmenge an nichtrestistenten Bienenvölkern derzeit nicht möglich ist. Stetige natürliche "Rück"-kreuzung macht den Zuchterfolg zunichte.

Informationen über die züchterischen Bemühungen zur Verbesserung der Varroatoleranz sind den nachfolgenden Links zu entnehmen.

Nachfolgend die BR-Doku "Starke Bienen gesucht: Kampf gegen die Varroamilbe" Ein Einblick in das schwierige Unterfangen zur Züchtung einer restistenten Biene.

 

Was bewirkt die Milbe?

Jahrzehntelang ging die Wissenschaft davon aus, dass sich die Varroa-Milbe von der Hämolymphe der Biene (Hämolymphe = quasi das "Blut" der Biene) ernährt. Erst seit 2018 steht fest, dass sie sich nicht von der Hämolymphe sondern vom Fettgewebe der Biene ernährt. Dies hat der US-amerikanische Wissenschaftler Dr. Samuel Ramsey eindeutig belegt.

Die Vermehrung der Varroa-Milben findet in den Brutzellen der Bienen statt. Aus darin befallenen Larven können teilweise verkrüppelte Bienen schlüpfen. Von Milben befallene erwachsene Bienen sind in ihrer Leistungs- und Lebensfähigkeit beeinträchtigt und können ihre Aufgaben im Bienenstock nicht mehr wahrnehmen. Werden die Milben nicht bekämpft, führt dies zu einer Schwächung und schließlich zum Tod des Bienenvolks.

Informationen zu dieser Entdeckung siehe nachfolgende Pressemitteilung und dem Link zu einem Vortrag von Dr. Ramsey mit deutscher Übersetzung auf Youtube (Werbung am Anfang überspringen).

 

Varroamilben sind Viren-Überträger

Varroa-Milben schädigen Honigbienen nicht nur durch "abnagen" des Fettkörpers, sondern sie übertragen dabei auch unterschiedliche Viren, die sich schädigend auf die Bienen auswirken.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Viren in Zusammenhang mit der Varroamilbe:

  • DWV (Deformed Wing Virus = Flügeldeformationsvirus)
  • ABPV (Akute Bienenparalyse Virus)
  • SBV (Sackbrutvirus)
  • KBV (Kashmir Bienenvirus)
  • IAPV (Israelisches Akute Paralyse Virus)

Das Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. hat die durch diese Viren unterschiedlich auftretenden Krankheitssymptome beschrieben. Siehe nachfolgenden Link.


Lithiumchlorid zur Behandlung gegen die Varroa-Milbe?

Informationen zur Entdeckung und Umgang von Lithiumchlorid als Mittel zur Behandlung gegen die Varroa-Milbe